Integration - Teil 2: Integrationsindikatoren in Österreich

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Expertise Integration - Teil 2: Integrationsindikatoren in Österreich

Hier das Arbeitspapier ZWEI unserer Studie „Integration und Good Practice im europäischen Vergleich“. Die Studie wurde von uns, Bildungsverein – Offene Gesellschaft, in Auftrag gegeben. Sie gliedert sich in insgesamt fünf Arbeitspapiere.

Das zweite Arbeitspapier diskutiert Integrationsindikatoren in Österreich und im Vergleich.

Es geht darum, wie und unter welchen Kriterien Integration in Österreich gemessen wird. Drei grundlegende Studien, die Integration messen, werden präsentiert und verglichen. Die österreichische Integrationspolitik wird hierbei im internationalen Vergleich reflektiert.

Die Studie von „SORA – Institute für Social Research and Consulting“ (Institutsleiter Günther Ogris und Researcher Christian Glantschnigg) gliedert sich in fünf Arbeitspapiere, die hier im Zeitraum August – September 2019 nacheinander vorgestellt werden.

Untenstehend findet Ihr den Download zum Arbeitspapier #2.

Im Folgenden die Zusammenfassung des Arbeitspapiers ZWEI.

Fazit: Migrant Integration Policy Index – Verschiebung der Perspektive

Der größte Unterschied des MIPEX zu den anderen beiden Instrumenten besteht darin, was konkret auf welcher Ebene untersucht wird: Anstatt den Fokus auf (aggregierte) Individuen und ihre Integrationsleistungen zu legen (und z.B. ihre Arbeitsmarktpartizipation zu untersuchen), verschiebt sich der Blickwinkel auf die Makroebene des Systems und somit auf die Frage, welche Integrationsmöglichkeiten geboten werden? Statt die Betroffenen ins Auge zu fassen und ihre erbrachten Anpassungsleistungen zu evaluieren, wird somit die Frage nach der Ausgangslage in den jeweiligen Staaten gestellt: Welche Rahmenbedingungen finden Migrant/-innen vor, um sich in die Gesellschaft integrieren zu können? Dieser Wechsel der Perspektive kann anschließend auch dafür verwendet werden, das politische Handeln und entsprechende politische Maßnahmen zu evaluieren anstatt nur den Output der Integrationsprozesse zu betrachten. Die Ergebnisse des MIPEX könn(t)en daher direkt in politisches Handeln einfließen.

Insgesamt erreicht Österreich im MIPEX 2015 mit Platz 20 von 38 und exakt 50 Punkten (von 100 möglichen) eine Platzierung in der Mitte des Rankings. In den einzelnen politischen Handlungsfeldern zeigt sich ein differenzierteres Bild. Sehr gute bzw. gute Platzierungen werden bei „Gesundheit“ (8 von 38) bzw. „Arbeitsmarkt“ (16 von 38) und „Bildung“ (16 von 38) erreicht. Diese Befunde deuten daher ungefähr in dieselbe Richtung wie die Ergebnisse der Eurostat Migrant Integration Statistics, was als weiterer Test der Robustheit der Ergebnisse angesehen werden kann.

Schlechte Platzierungen sind hingegen bei der Familienzusammenführung(31 von 38) und dem Zugang zur Staatsbürgerschaft(34 von 38) zu verzeichnen. Diese werden von den Autor/-innen teilweise mit relativ harten Worten zusammengefasst, etwa dass Österreichs Integrationspolitik gleich viele Möglichkeiten wie Hindernisse bietet und Migrant/-innen in weniger Bereichen die gleichen Rechte wie Einheimische haben als in anderen westlichen Ländern. Österreichs unrealistische Erwartungen an Migrant/-innen wprden gemeinsam mit begrenzter Hilfestellung verwundbare Gruppen besonders treffen; dies führe im Endeffekt dazu, dass Österreich eine der politisch exklusivsten Demokratien mit einem der strengsten Einbürgerungsgesetze sei (vgl. Huddleston et al., 2015).

Diese Defizite bzgl. der Verleihung von Staatsbürgerschaften, gemeinsam mit einem restriktiven Zugang zur politischen Mitbestimmung ausländischer Staatsbürger/-innen, können nicht zuletzt auch dazu führen, dass die identifikatorische Integration (und die Möglichkeiten dazu) leiden. Zuletzt kann dieser Ausschluss einer großen Gruppe der Wohnbevölkerung Österreichs auch dazu führen, dass das politische System Österreichs aufgrund mangelhafter Repräsentation aller Bevölkerungsgruppen (mit und ohne Migrationshintergrund, Staatsbürger/-innen, EU-Bürger/-innen und Drittstaatsangehörige) seine Legitimation stärker rechtfertigen muss.

red/RC