Land am Strome - Österreichs Wasser

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Land am Strome - Österreichs Wasser

Wasser ist eine der wertvollsten Ressourcen Österreichs. Andere Länder haben Gas, Öl oder Wind, wir sind jedoch das Land der Flüsse. Unser in der Hymne besungener Nationalstolz - Sauberes Trinkwasser - ist in Österreich eine Selbstverständlichkeit. Ist Österreich also ein Vorbild für andere Nationen oder haben wir selber versteckten Aufholbedarf?

Zuerst stellt sich die Frage, wie wird Wasser in Österreich geschützt? Das lässt sich nur mit einem Blick auf die europäische Ebene beantworten. Denn die EU-Mitgliedsstaaten verabschiedeten im Jahr 2000 die EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Diese dient seither als Grundlage für österreichische Lösungen. Die WRRL besagt, dass alle Mitgliedstaaten verpflichtet sind bis 2015 und in Ausnahmefällen bis 2027 alle Gewässer in einen „guten ökologischen“ und „guten chemischen Zustand“ zu bringen. Ob dieser „gute Zustand“ überall erreicht wurde, wird im Anschluss noch geklärt. Auf österreichischer Seite wurde darauf im Jahr 2009 erstmals ein nationaler Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP) erarbeitet. Der aktuelle Bewirtschaftungsplan stammt aus dem Jahr 2015. Durch diese Vorgabe der EU wurde erstmals ein Schritt in Richtung einer umfassenden Betrachtung der Ressource Wasser eingeleitet, der viele kleine Lösungen obsolet machte. 

Durch die verpflichtende Erhebung zur Wasserqualität im Zuge des ersten NGP, zeigte sich ein Bild, dass Österreich, neben relativ guten Verhältnissen im Bereich der chemischen und biologischen Belastung der Seen und Grundwässer, ernste Probleme bezüglich der Erhaltung von Flüssen vorliegen. Obwohl zahlreiche Maßnahmen gesetzt wurden und erhebliche Investitionen getätigt wurden, konnte die Zustandsklasse „gut“ in vielen Flüssen nicht erreicht werden. Konkret befinden sich lediglich 37% der österreichischen Flüsse in einem ökologisch guten oder besseren Zustand. Der Rest befindet sich in einem Spektrum von „mäßig“ bis „erheblich verändert“. Das bedeutet im Zeitraum 2009 bis 2015 eine Verbesserung von nur 3%. Es liegt somit der Schluss nahe, dass wenn eine Vielzahl von Maßnahmen, dermaßen geringe Wirkung zeigen, es andere Maßnahmen braucht.

 

Verschlechtern verboten

Was die EU Richtlinie ebenfalls vorgibt, ist, dass es neben Verbesserungen auch keine Verschlechterungen geben darf. Ein Paradebeispiel hierfür ist die steirische Schwarze Sulm. Dieser Wildbach ist einer der letzten unberührten Europas. Auf das Thema Schwarze Sulm und ihre Beschützer wird in unserer nächsten Reportage näher eingegangen.

 

Wasser besitzt auch einen emotionalen Wert. Nicht viele Themen schaffen es so schnell Aufmerksamkeit zu generieren, wie österreichisches Wasser. Schlagzeilen wie unsere „Wasserversorgung darf nicht der EU-Bürokratie zum Opfer fallen (Kronenzeitung, 2018)“, sind beliebte Stimmungsmacher, die man immer wieder liest und hört. Auch als der ehemalige Vizekanzler Strache im „Ibizavideo“, neben mehreren dubiosen Aussagen, das Wasser privatisieren wollte, war der Aufschrei der Medien schnell und groß. Wasser ist oft tief mit den Österreicher*innen verbunden. So sind Wiener*innen auf ihr Hochquellwasser stolz und Steirer*innen, dass das Wiener Wasser von steirischen Bergen stammt. Viele kleine Gemeinden organisieren ihre Wasserversorgung selbst und greifen dafür meist auf örtliche Wasserquellen zu. An solchen Orten ist Wasser ein Teil der Kultur.

 

Österreich im EU-Vergleich

Ein Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist nur schwer herzustellen, da die Erfassung in den Ländern nicht einheitlich passiert und somit Ergebnisse variieren können. Lässt man sich trotz alledem auf einen Vergleich zur ökologischen Qualität ein, ergibt sich folgende Grafik (Europäische Umweltagentur). Wichtig ist hier das Wort „ökologisch“, somit wird hier nicht auf die Verschmutzung des Wassers eingegangen, sondern auf das Ökosystem Fluss. Wie sieht zum Beispiel der Fischbestand aus? Oder wie ist die Beschaffenheit des Flusses? Wurde dieser begradigt, umgeleitet, etc.

Quelle: Europäische Umweltagentur, 2019

Österreich liegt im schlechteren Mittelfeld und das obwohl die Bewertungspraxis hierzulande großzügig ist. So können auch stark von ihrer natürlichen Form abweichende Flüsse noch einen guten ökologischen Zustand aufweisen. Beispiel dafür ist die Entnahme von Wasser für Wasserkraftwerke. Hier wird für die Energiegewinnung meist ein künstlicher Seitenarm geschaffen. In vielen Fällen verkraftet ein Fluss zwar solche Einschnitte, jedoch gilt das nicht für ökologisch fragile Gewässer. Nimmt man so eine Entnahme vor, hat das meist keine Auswirkung auf die ausgewiesene Wasserqualität. Im Gegensatz dazu sind kleine Verunreinigungen, die ein Fluss meist aus eigener Kraft beseitigt, jedoch ein Grund zur Abstufung. Das Messsystem selbst ist dagegen vorbildlich für Europa. Es sind zahlreiche Messstationen vorhanden, die Veränderungen detailgetreu darstellen. Vorausgesetzt es kommt auch zur Anwendung dieser, denn Einschätzungen im Auftrag von Privaten werden oftmals, dem eigenen Messsystem vorgezogen.

 

 

Machen Sie sich schlau! Weiterführende Links und Quellen zum Thema:

 

 

1. NGP - Nationaler Gewässerbewirtschaftungsplan 2009

https://www.bmnt.gv.at/wasser/wasser-oesterreich/plan_gewaesser_ngp/nationaler_gewaesserbewirtschaftungsplan-ngp/ngp2009.html

 

 

2. NGP - Nationaler Gewässerbewirtschaftungsplan 2015

https://www.bmnt.gv.at/wasser/wasser-oesterreich/plan_gewaesser_ngp/nationaler_gewaesserbewirtschaftungsplan-ngp/ngp2015.html

 

Stellungnahme WWF Entwurf Nationaler Gewässerbewirtschaftungsplan 2015

http://www.fluessevollerleben.at/fileadmin/user_upload/Downloads/Stellungnahme_WWF_NGP_2015.pdf

 

 

European waters assessment 2018

https://www.eea.europa.eu/themes/water/european-waters/water-quality-and-water-assessment/water-assessments

red/CM