Das ganze Interview mit Daniela Kraus & Fritz Hausjell

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Das ganze Interview mit Daniela Kraus & Fritz Hausjell

Eine offene Gesellschaft beginnt mit unabhängigen Medien!

Das Vertrauen in die Medien sinkt zunehmend. Dabei fällt auf, dass von Vertrauensverlust nicht nur der Boulevard-Bereich betroffen ist, sondern auch die klassischen Qualitätsmedien. Der stellvertretende Institutsvorstand des Instituts für Publizistik und Kommunikationswissenschaft nennt dieses Misstrauen „absolut gerechtfertigt“ und spricht die Notwendigkeit einer Lösung an. 

Die Medienlandschaft hat sich in den letzten 20 Jahren massiv verändert. Seit der Jahrtausendwende wurde immer deutlicher, dass das auf Anzeigenverkauf basierende Geschäftsmodell brüchig wird. Mit der Digitalisierung ging auch eine sinkende Zahlungsbereitschaft der Gesellschaft einher. Die Wirtschaftskrisen haben ihr Übriges zum Zusammenbruch dieses vermeintlichen stabilen Systems beigetragen. 

Inserate wurde und werden bis heute als eine Form der Förderung missverstanden. Eine Reform der Presseförderung gilt als wenig populäres Thema. Dabei wäre eine ordentliche Medienförderung nicht nur wichtig, um die Vielfalt im Journalismus zu fördern, sondern auch, um lange Verabsäumtes, wie die Berücksichtigung von Digital-Medien, auszugleichen. Mit der Corona-Krise ist dieses Versäumnis wieder deutlich geworden. Eine bereits existierender Medienförderungskatalog aus der Zeit der Kern/Mitterlehner-Regierung wurde unter dem ehemaligen Bundeskanzler Kurz und seinem Team verhindert. Somit hat das Phänomen der unverhältnismäßigen Inseratenvergabe ein neues Ausmaß erreicht.  

Das Verhältnis zwischen Medien und Politik wird nicht zuletzt vom Publikum besonders kritisch beäugt. Sie sind es, dessen Vertrauen gewonnen und erhalten werden muss, nicht das der Politik. Wie das gelingen kann? Medienunternehmen brauchen eine gemeinsame Basis, sowie ein Selbstverständnis das sie eint. Ein Blick in Richtung Ungarn mahnt davor was drohen kann, wenn der Stein der Zerstörung von Pressefreiheit erst einmal ins Rollen gekommen ist. 

Die Medienförderung hat im Jahr 2020 neun Millionen Euro betragen. Ganz nebenbei wurde auch noch 222 Millionen Euro für Inserate ausgegeben. Kritische Stimmen aus der Medienbranche, die nach einer Überholung der derzeitigen Medienförderung rufen, werden immer lauter. Die Generalsekretärin des Presseclub Concordia, Daniela Kraus, sieht eine dringende Notwendigkeit die Ziele neu zu definieren. So soll es in Zukunft vor allem auf qualitativ gutem Journalismus ankommen, der sowohl Grundlagen der Publizierung, professionellen Normen, ethischen Richtlinien, als auch einem Fehler-Management Rechnung trägt. Die Politik ist in der Verantwortung die rechtlichen Grundlagen einer Neuaufstellung zu schaffen und nicht die Glaubwürdigkeit der Medien zu unterminieren. Aber auch die Medienkonsumentinnen und Konsumenten tragen Verantwortung bei der Entscheidung, wem sie ihr Vertrauen schenken.